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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
EtymologieButzdeutsch 'Klumpen; verkleidete Gestalt' |
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Erscheinungsformen
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ErscheinungsformenIn der gesprochenen Sprache gibt es ein paar ähnlich klingende Wörter auf Batz, Boz-, Butz-, deren Bedeutungen sich überschneiden. Zum Beispiel südhessisch: Batz, Batzen[1] 'Erdklumpen; Haufen, Menge; eine Münze à 4 Kreuzer oder 10 Rappen' boßen 'dreschen, verhauen' Boßen 'Garbe; Bund Stroh' bosseln 'Kleinarbeiten machen' Boz 'verhärteter Nasenschleim: kleines, unansehnliches Geschöpf; verkleidete Gestalt, Popanz, Gespenst, feuriger Rübenkopf; (Schelte)' Bozel(mann) 'verhärteter Nasenschleim' bozeln 'popeln, verhärteten Nasenschleim entfernen' Bozen 'eingetrockneter Schleim (Nase, Auge), kleinwüchsiges, missgestaltetes Wesen; Schreckgespenst' bözen 'ängstigen, foppen, drangsalieren' Butz 'kleine, wertlose, unsaubere Dinge: vertrockneter Kelchrest am Obst, Kerngehäuse, Nasenschleim, Klicker; Hundename; kleiner, unansehnlicher / schmutziger verächtlicher Mensch; verkleideter Fastnachtsnarr, Vogelscheuche; Verbotswisch; Schneemann; Ordnungshüter' – (Lockruf und Kosewort) 'Schwein' Butzel (Kosewort für) 'Schwein, Katze' – 'schmutziges Kind; Nadelbaumzapfen; verhärteter Nasenschleim; Büschel; Knoten im Gewebe; kleines, unbedeutendes Wesen; verkleidete Schreckgestalt' butzeln 'vermummen' Butzen 'wertlose oder unansehnliche Dinge: Kelchrest am Obst, Kernhaus, verhärteter Nasenschleim, Augenbutter; Verdickung der Milch, Eiterpfropfen, verkohlter Docht, Rußflocke, Klicker; Geballtes, Klumpiges: Auswuchs an Bäumen, Tintenklecks, dunkle Wolke, Büschel, Bündel, Knäuel, Klumpen, Haufen, Deckgarbe, Gruppe, Schar Menschen; kleines, verkümmertes Geschöpf, Schelte; Vogelscheuche' butzen 'reinigen': Salat: Nase, Zähne u.a. Körperteile; Kleider, Kerze; Boden feucht aufwischen; Gegenstände säubern; Feld vom Unkraut befreien; Bäume ausschneiden; Vieh säubern; wegräumen (beim Spiel), Tiere putzen sich; scheißen, furzen; schmücken; übertragene Bedeutungen Dazu abklingend:Matzel 'Augenbutter' Moz 'misslungener Brot- und Kuchenteig; Abfall von Holz, Stroh; Unsinn' Grundbedeutungen sind also:Batzen 'eine Münze' Batz-, Butz-, Boß- 'schmutzige Masse, Klumpen, eine Anzahl gleichartiger Elemente' boß- 'dreschen, schlagen' Boz-, Butz- 'verkleidete Gestalt, Popanz, Knirps' Etymologie:Batz- < *backezzen 'zusammenbacken, zusammenkleben > teigige Masse > Klumpen > Menge'. > śpatzen > Spätzle Der Name der Münze Batzen lässt sich dadurch erklären, dass die Münzen ja mit einer schnellen, kräftigen Bewegung "geschlagen" wurden, daher eine Intensivbildung zu bôzen 'schlagen'. Bei den anderen Wörtern überschneiden sich mhd. bôzen 'schlagen, klopfen' (boßen 'dreschen') und japhet. *ʙ- '"buh, puh" machen, mit dem Mund blasen, aufblasen, dick werden' (Bauch, Bausch, Beule, Poche, mhd. bûzen 'dick sein, vorstehen: Bauch, Augen', vgl. engl. bud 'Knospe', ndl. bot 'Knospe'; rum. bot 'Klumpen' Bôz, Butze 'Popanz, verkleidete Gestalt': unregelmäßige Bildung statt Bôß < bôßen 'schlagen', vgl. Flôz = Flôß 'zusammengebundene Baumstämme, Graben'. Mhd. butze ist etwas Grauenerregendes [2]. Wie norw. Dial. pusling 'Knirps, Kobold', lit. babaužė, bužỹs 'Popanz, Vogelscheuche' eher zu japhet. *ʙu- '"buh, puh" machen, mit dem Mund blasen, aufblasen, dick werden'. Die Bedeutung 'unansehnlicher Knirps' ergibt sich daraus, dass man sich einen Kobold klein und hässlich vorstellt. Die Bedeutung 'Verkleidung' ist bezeugt in langobardisch walopaus (Edictum Rothari 31) [3] Bedeutungsentwicklung wohl 'Klumpen > Kobold > etwas, womit man die Leute erschreckt > verkleidete Gestalt' und weiter 'schöne Kleider anziehen > eine Mauer mit Mörtel verkleiden. [4] Dazu bözen 'ängstigen' boßen 'dreschen', bosseln 'Kleinarbeiten machen' < mhd. bôzen 'schlagen' Boßen 'Bündel Flachs, Stroh': zu japhet. *ʙu- 'aufblasen, dick werden': mhd. bôze 'Flachsbündel, Knirps', mnd. bote 'Flachsbündel' Butzen 'Klumpen': Hier scheinen sich 'schlagen, ein Stück abhauen, breitschlagen' und 'etwas Dickes, Rundes' zu überschneiden. Ablautend: Batzen. butzen, nhd. putzen hat als älteste Bedeutung (Alberus) 'schnäuzen, den Butzen aus der Nase und am Docht entfernen', daher allgemein 'säubern, reinigen'. Putzen 'Bäume ausschneiden' ist wohl ein Lehnwort aus gleichbedeutendem lat. putare, das auch 'reinigen, ordnen' allgemein bedeuten kann. Putzen 'schmücken' (< 'reinigen') erklärt verputzen 'eine Mauer mit Mörtel verkleiden'. |
Schrift: ARIAL UNICODE MS
[1] Vgl. sang / gesungen, kann / Kunst, Watz 'Eber' / Wutz 'Schwein' [2] Die Bedeutung 'Poltergeist' ist nur erschlossen (zu bôzen 'klopfen'), nicht überliefert. [3] Nach der Strafbestimmung ist walopaus eine Gewalttat, vgl. and. waldâd 'Mord': zu wal 'Vernichtung' + bauz 'Schlag'. Die Definition deutet das Wort aber als 'verderbliche Vermummung' und setzt voraus, dass bauz auch 'Verkleidung' bedeuten kann. [4] finn. puku 'Kleid' / peikko, engl. puck 'Kobold' lässt an eine umgekehrte Reihenfolge denken: Der vermeintliche Geist ist ein verkleideter Mensch.
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Sprachecke 28.02.2006 |
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Datum: 2005 Aktuell: 26.10.2020 |