Befund
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ahd. sumbar, sumbarī, sumberin
= lat. calathus 'Korb, Becher, Scheffel', riscus 'Koffer aus
Weidengeflecht, mit Fell überzogen', rusca (ML 7456 gall. 'Baumrinde,
Bienenkorb', sumbere 'calathus, poculi genus' (Art Becher); Graff 6,224
summa nur in einer späten Glosse (Köbler)
Der heutige
Simmer ist ein zylindrisches Gefäß aus Holz. Die Bedeutungen 'Bienenkorb'
und 'Becher' legen eine ähnliche Form nahe. Der römische calathus war nach
oben trichterförmig erweitert. (Rich, Illustriertes Wb. 90;
Web)
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mhd. sumber,
sumer, sümer, siemer 'Korb, Bienenkorb, Scheffel, Trommel'
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> mlat.
sumbrum, sombrum, sumb(e)rinus 'Scheffel'
nur
hochdeutsch
Theorien
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idg. *sm̟-bʰër-
'vereint tragen'
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> alban.
sémbër Pl. 'zwei Bauern, die je einen Ochsen stellen, um gemeinsam zu
pflügen / die ihren Viehbestand zeitweilig vereinen'
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vgl. ahd.
eimbar 'Gefäß mit einem Henkel', zwi-, zubar 'Gefäß mit zwei Henkeln'
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Analogiebildungen zu aengl. amber = bair. amper <<
griech. ἀμφ(ιφ)ορεύς ampʰ(ipʰ)oreús 'Krug mit Henkeln
auf beiden Seiten (ampʰí), Amphore'
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? *sṃ-bʰor-
> *hampʰor-, durch Hauchdissimilation > ampʰor- 'was man gemeinsam tragen
muss'?
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Wenn ahd.
sumbar ungefähr der Größe des Simmers = Scheffels entsprach, dann enthielt er das, was in eine
Mande passt,
die sinnvollerweise zwei Henkel hat und zu zweit getragen werden kann,
weil der Inhalt für eine Person zu schwer werden kann.
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Schon 1894
Kluge 348 sah Parallelen zu Eimer und Zuber
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Fick,
Wortschatz d. germ. Spracheinheit 217 zu ahd. semida 'Binse'
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P891 3. sē(i)- 'binden', sei-mo-, soi-mo 'Band'
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Ableitung
aus dem Idg. fraglich. Die Ableitungen von 3. sē(i)- 'binden'
bedeuten nicht 'flechten, Geflecht, Korb'.
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setzt eine
komplizierte Bedeutungsentwicklung voraus: binden > Band > flechten >
Korb: Man machte zwar auch aus Binsen Stricke und Körbe, aber semida
'Binse' ist nur eine Cousine, nicht die Mutter von Simmer.
phonetisch
möglich, semantisch unwahrscheinlich
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zu griech.
ἅμη
hámē
'Wassereimer, Überfluss'
zu 1. sem-
'schöpfen, gießen' P901
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dabei auch
griech. ἅμη
hámē
'Wassereimer'
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Der Simmer
hat etwa die Größe eines Eimers und lässt sich ohne große Anstrengungen
heben. Der Malter hat ein Gewicht bis zu 100 kg und kann daher nicht in
einem Gefäß abgemessen werden. Man hat daher 4 gestrichene Simmer einzeln
in einen Maltersack gefüllt. Das ist zugleich auch die bequemste Art,
einen Sack zu füllen.
Das erklärt
sum-. Aber was ist -ber?
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aslaw.
съборъ sŭ-borŭ 'Versammlung' < *sombʰoro-,
also 'Sammelgefäß'?
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dann eher zu
dt. sammeln
scheitert
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an der
abweichenden Lautung
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daran, dass
das germ. und slaw. Wort 'Zusammenkunft von Menschen' bedeutet
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Die
Beschränkung des Wortes auf den hdt. Sprachbereich und das Fehlen
überzeugender idg. Parallelen lässt an ein bandkeramisches Erbwort denken:
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zu
Emmer, ein
Erbwort aus derselben Quelle., vgl hbr. עמר ʕomär 'Garbe; ein
Getreidemaß' (griech. γομορ gomor)
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zu
Ambra
<<
n-ägypt. Ɛnbr 'Korb'
(< *Ɛnbl)
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Im Semit. und Ägypt. hat vorgesetztes s kausative Bedeutung, die aber hier
nicht in Frage kommt.
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Eher ist an eine vor-dt. Stammerweiterung zu denken, die sich nicht weiter
analysieren lässt (s-mobile oder Zusammensetzung)
Diskussion
Erklärung
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