Befund
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germ. *walðus
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aengl. weald
m. 'Wald; Gewalt', n. 'Gewalt, Besitz'
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mengl. wald, wæld, wold
n.'Hügelland, Waldland; Gewalt, Besitz'
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and. wald
m. 'Wald'
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mnd. m., n.
wolt, walt 'Wald', f. wolt, walt 'Gewalt'
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anl. wald
m. 'Wald', f. 'Gewalt'
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mnl.
Web
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wout 'Wald; Gewalt, Wunsch'
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woud 'Wald' // foreest (Herrengut
mit Wald, Feld, Wasser und Auen) ::
bosch 'Büsche' ndl. 'Wald'
schwer abzugrenzen gegen woud 'Gewalt, Gebiet, Landstrich'
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ahd.
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uuald,
uualth, uualt m. 'Wald (lat. silva, saltus, nemus; condensa 'Dickicht'),
Einöde (lat. eremus), Wüste (wastinnu waldes < lat. eremus) Graff 1,802
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walt
(unsicher: piuualti [pi uualti?] sohit, jure quaerit) Graff 1,808
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> mlat.
waldus, gualdus, -a, -um, -tus (Niermeyer 1125)
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> afrz.
gault, gau, gal, gaud, gaul, gault, gualt, guald, waut, jout, joulx 'Wald,
Dickicht, unbebautes Land'
Web
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> prov. gaut
'Wald'
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mhd. walt m.
'Forst, Gebirge, Holz, Büschel belaubte Zweige'; f. 'Verfügungsgewalt
Vollmacht'
Theorien
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Adelung
4,1353 (1793-1801)
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"Der
Stammbegriff läßt sich in diesem Worte nur errathen. Viele sind auf
wild
gefallen, weil ein Wald doch der wildeste Anblick in der Natur ist. Allein
zu geschweigen, daß wild schon wieder ein übertragener Begriff ist, so
scheinet in Wald vielmehr das dicke, enge Beysammenseyn der Theile der
herrschende Begriff zu seyn, indem man dicke, buschige Haare, nahe an
einander stehende Gewächse u.s.f. mehrmahls mit einem Walde zu vergleichen
pflegt."
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Graff 1,803
(1834) wildi: "wegen des Zusammenhangs mit wald, cg. silva, silvaticus und
das franz. sauvage)
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Kluge 395
(1894)
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"das germ.
walþu-s, aus welchem afrz gaut 'Buschholz' entleht ist, weist auf vorgerm.
waltus (waltwos?), zu dem gr.
ἄλσος
(für *ϜαλτϜος?) 'Hain' und skr.
vaṭa
(als *valta) 'Garten, Bezirk' -
vaṭi
(als *valti) 'Baumgarten' sich wohl fügen. Zusammenhang mit wild ist
unsicher."
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Grimm
27,1072 (1922)
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I. formales.
1) formen und verwandtschaft. das wort ist gemeingermanisch und nur im
gotischen nicht belegt: ahd. wald, mhd. walt (gen. waldes), and. wald,
mnd. wold, ndl. woud (als n.), afries. wald, saterländ. wald, nfries. wâd
..., ags. weald, mengl. wald, wæld, wold ..., engl. (veraltet) wold, auch weald 'wald, heide, offene gegend'; das
anord. völlr bedeutet 'erdboden, grund, unbebautes feld', dazu norw. voll
'grasbewachsene fläche' ..., schwed. vall 'weide'. darnach musz das
wort im got. *walþus gelautet haben. auf dem westgerm. wort beruht afranz.
gualt, gal, gaut, prov. gaut, gau buschholz, wovon afranz. gaudine, prov.
gaudina abgeleitet ist.
etymologische anknüpfung zu gewinnen, ist
schwierig.
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das gewöhnlich herangezogene gr. ἄλσος 'hain' kann nicht
verwandt sein, da es kein w im anlaut gehabt hat;
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ebenso werden die von
Kluge ... verglichenen skr. vaṭa garten, bezirk und vaṭi
baumgarten besser ferngehalten.
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Uhlenbeck beitr. 26, 311 stellt germ. *walþu-
als aus *gwalþu- entstanden zu aksl. golĭ 'ast', slov. gol 'abgehauener
junger baum', czech. hůl 'gehölz', obersorb. hol′a 'wald', was auch wenig
wahrscheinlichkeit für sich hat.
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ob man von dem begriff 'wald' als dem
ursprünglichen ausgehen darf, ist überhaupt fraglich, da der des anord.
völlr 'feld' nicht so leicht daraus abgeleitet werden kann (doch vgl. die
bedeutung im engl.), während die umgekehrte entwicklung eher verständlich
wäre (vgl. ags. leáh offene stelle, wiese, zu lat. lucus hain, eigentlich
lichtung, aber mhd. lôch 'gebüsch', heide als 'waldbewachsene fläche' u.
dgl.). wahrscheinlich wird als grundbegriff 'nicht der kultur
unterworfenes land' anzusetzen sein, wovon westgerm. wald nur eine
specialisirung darstellt (noch im mhd. macht sich bei wald der nebensinn
des unkultivirten, unwirtlichen, wüsten stark bemerklich ....
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von seiten der bedeutung empfiehlt sich daher die alte
zusammenstellung des wortes mit wild, ahd. wildi, ... die annahme Kluge's
..., dasz wild
ursprünglich nur von lebenden wesen gebraucht worden sei, scheint nicht
genügend begründet, vgl. got. wilþeis alêvabagms u. dgl.). freilich ist
auch die etymologische grundlage von wild dunkel, denn die von Schade a.
a. o. versuchte ableitung beider wörter von der wurzel var 'hemmen,
hindern' (oder auch 'schützen') ist sicher unrichtig.
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nicht wahrscheinlich
ist, dasz ... von der bedeutung 'laubwerk'
... auszugehen und an walen 'wälzen, drehen', anord. valr rund u.
s. w. anzuknüpfen ist; allerdings macht germ. walþu- den eindruck einer
abstractbildung (ursprünglich etwa 'rundung, wölbung'?).
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andere ziehen,
ebenfalls von der bedeutung 'laub' ausgehend, ir. folt haar, kymr. gwallt
haar, gwellt gras, lit. valtis haferrispe, apreusz. wolti ähre heran.
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Pokorny 1139 (1959/ 2002)
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English meaning: hair,
wool; grass, forest
German meaning: in Worten
für `Haar, Wolle', auch `Gras, Ähre, Wald'
General comments:
Beziehung zu *u̯el- `drehen' ('Kraushaar' u. dgl.) oder *u̯el-
`reißen, rupfen' ist möglich
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C.
Dentalerweiterungen:
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Gr. λάσιος
(*λατιος, idg. *u̯l̥t-ii̯os) `dicht mit Wolle oder Haaren, auch
Gestrüpp bewachsen'; air. folt `Haar', cymr. gwallt, acorn.
gols, abret. guolt ds., davon abret. guiltiat,
guiliat, guoliat, mbret. guilchat `Schur, Tonsur' und
cymr. gwellaif, acorn. guillihim `Schere', vielleicht auch
cymr. gwellt, corn. gwels `Gras', abret. gueltiocion `fenosa'
(oder zu mir. geltboth `pābulum', gelid `grast' S. 365, mit
gw nach gwallt?);
ahd. as.
wald `Wald', ags. weald ds., aisl. vǫllr `Wiese';
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nach
E. Lewy ... und Holthausen ... würde Wald als
*(s)u̯altus zu lat. saltus `Engpaß, Bergwald', gehören, das
dann von saltus `Sprung' zu trennen wäre ... , während Ernout-Meillet
beide vereinigen
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andere stellen Wald zu got. wilþeis `wild', aisl.
villr `wild, verrückt', ags. wilde, as. ahd. wildi `wild,
unbebaut' (*u̯eltii̯o-), nhd. Wild (*u̯eltos), wozu
ferner cymr. gwyllt `wild, wahnsinnig, schnell' (*ueltī-),
corn. guyls `wild, unbebaut', abret. gueld-enes `insula
indomita' (mir. geilt `Wahnsinniger' ist wohl brit. Lw.);
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lit.
váltis `Haferrispe, Haferspelte' (auch `Garn'), apr. wolti
`Ähre', ukr. volótь `Rispe', serb. usw. vlât `Ähre';
mit Media (aspir.?)
aksl. vladь, aruss. volodь `Haar'.
Dazu: heth.
ʊalli-
'enthaart'?
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Kluge 2002
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Die
Ausgangsbedeutung ist "Büschel", speziell "Laubwerk, Zweige", daraus (wie
bei Busch) Verallgemeinerung zu "Wald". Außergermanisch vergleichen
sich air. folt, (falt) "Haarschopf, Laubwerk", kymr. gwallt "Haarschopf,
belaubte Zweigspitzen", lit. váltis f. "Haferrispe" aus ig. (eur.) *wolet-,
zu dessen Schwundstufe gr. lásios "behaart, dichtbewachsen" gehört. Diese
zu l. vellere "rupfen" und weiter wohl zu dem Wort für "Wolle". Adjektiv:
waldig; Kollektiv: Waldung; PräfixAbleitungen: be-, entwalden.
Diskussion
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Haare
(Adelung, Pokorny), Laubwerk = Haare (Grimm, Kluge 2002)
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sachliche
Parallelen:
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nicht
hierher: Westf.
die Hâr in Bergnamen (mwestf. hara, auch Harr geschrieben) Wb. d. Westf.
Mda. 93
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hbr. שעיר
śáʕîr 'haarig', Gebirgsname Śeîr
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Wölbung
(Grimm)
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gr.
ἄλσος (Kluge
1894)
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skr.
vaṭa
'Garten' Kluge
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aksl. golĭ
'ast' (Grimm) P403
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Vasmer:
голья [gol´já] "'Zweig, Ast'; Kursk, ukr. гiлля́ hiłá, dass., wruss. голлё hol´l´o koll. 'Äste', sloven. gȏl 'abgeästeter junger
Baumstamm', čech. hůl f. 'Reis, Gerte'. ǁ Gewöhnlich als Ablaut von галуза [galúza] aufgefaßt und zu armen. kołr 'Zweig, Ast'
gestellt... Das sloven. und čech. Wort kann von голый [golyj kahl] nicht
getrennt werden."
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lat. saltus
<
*(s)u̯altus
(Pokorny)
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zu
wild
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aind.
वन्
van'
Baum, Holz', वन vána' Baum, Wald, Holz, Holzgefäß, Kufe, Wolke' वान vāna'
ein dichter Wald'
Alternative
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germ. *walðus
(auch als Gebirgsname) bezeichnete eine Landschaftsform als ihre
Vegetation.
kommt kaum
in Frage.
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zu walten:
Wald bedeutet eigentlich 'Gebiet' (zu walten). Germ. Entsprechung von
Forst. Der Odenwald war ein Bannforst.
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kelt. *ʊlatis >
air. flaith f. 'Herrschaft, Fürst', cymr. gwlad 'Land, Region'
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Die germ.
Wörter für 'Bäume' und für 'Gewalt' lassen sich nicht immer
auseinanderhalten. Die Unterscheidung in Geschlecht und Schreibung scheint
künstlich zu sein.
Dagegen:
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das zweite
wald bedeutet nur abstrakt 'Macht' und nur anord. auch 'Machtbereich'.
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Es kann auch
kein Lehnwort aus dem Kelt. sein,
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da die
Bedeutung 'Land' wohl eine brit. Neuerung ist.
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da man für
das königliche Revier das roman.
Forst übernahm,
dessen rechtliche Bedeutung offenbar in dt. Wald nicht enthalten war.
Erklärung
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