1. Frühe Kontakte mit den Germanen
2. Landwirtschaft von den Germanen
übernommen
Sprachliche Hinweise:
a) Hausbau
b) Ackerbau
c) Viehzucht |
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Die Finnen sollen im
1er-Jahrhundert n. Chr. in Finnland eingewandert sein (MS Encarta).
Ihre Sprache zeigt, dass sie frühen Kontakt mit den Germanen hatten. Einige
Lehnwörter aus dem Germanischen weisen ältere Formen auf als sonst überliefert.
So ist z.B. die Endung -as < -os noch voll erhalten, z.B.
kuningas 'König' (anord. konungr),
rengas 'Ring' (anord.
hringr, hier sogar noch ohne Umlaut).
Wörter wie
kana
'Henne', kansa 'Volk' (got. hansa
'Schar, Gruppe') lassen eine ältere Aussprache
mit /ħ/ nebem jüngerem /h/ erkennen (Lautsubstitution
für den dem Finnischen fremden Reibelaut). Das Wort für das Geflügel wurde
also zweimal entlehnt, erst mit der alten und dann mit der heutigen
Aussprache.
Die sesshafte
Lebensweise mit Landwirtschaft und allem, was dazugehört, scheinen die
Finnen von den Germanen übernommen zu haben. Bei Tacitus 46 sind die
Fenni noch steinzeitliche Jäger, die auf dem Boden schlafen und sich nur
durch Schutzdächer aus Zweigen vor Wind und Wetter bergen und in Felle
kleiden:
Fennis mira feritas, foeda
paupertas: non arma, non equi, non penates; victui herba, vestitui pelles,
cubile humus: solae in sagittis spes, quas inopia ferri ossibus asperant.
Idemque venatus viros pariter ac feminas alit; passim enim comitantur
partemque praedae petunt. Nec aliud infantibus ferarum imbriumque suffugium
quam ut in aliquo ramorum nexu contegantur: huc redeunt iuvenes, hoc senum
receptaculum. Sed beatius arbitrantur quam ingemere agris, inlaborare
domibus, suas alienasque fortunas spe metuque versare: securi adversus
homines, securi adversus deos rem difficillimam adsecuti sunt, ut illis ne
voto quidem opus esset.
Die Fennen leben ungemein roh, in
abstoßender Dürftigkeit. Sie kennen keine Waffen, keine Pferde, kein Heim;
Kräuter dienen zur Nahrung, Felle zur Kleidung und der Erdboden als
Lagerstätte. Ihre einzige Hoffnung sind Pfeile, die sie aus Mangel an
Eisen mit Knochenspitzen versehen. Und von derselben Jagd nähren sich die
Frauen ebenso wie die Männer; denn überall sind sie dabei und fordern
ihren Anteil an der Beute. Auch gibt es für die Kinder keinen anderen
Schutz vor wilden Tieren und Regengüssen, als dass man sie in einem
Geflecht von Zweigen birgt; dort suchen auch die Männer ihr Heim, dort
haben die Greise ein Obdach. Sie halten jedoch dieses Leben für
glücklicher, als ächzend das Feld zu bestellen, sich mit Häuserbau zu
plagen, in Furcht oder Hoffnung über eigenen und fremden Wohlstand
nachzudenken.
Finn.
talo 'Haus' scheint durch Abklang geschieden von talli
'Stall' < germ.
stall: Die Finnen lernten die festen Häuser bei den Germanen kennen.
-
sápmi
lávvu 'Spitzzelt', luovvi, Holzgestell zum Lagern von Gegenständen' =
finn. laavu 'Unterstand, Schutzdach' erinnert an die Schutzdächer
bei Tacitus. Das Spitzzelt scheint also eine neuere Errungenschaft zu
sein.
-
sápmi
goahti 'Wohnung, Zelt, Erdhütte', finn. koti
'Heim, Haus',
kota 'Zelt, Lappenhütte'
– also ein ugrofinn. Erbwort mit der allgemeinen Bedeutung 'Wohnung'.
(Nur finnische Vokabeln)
-
Pflug: aura,
vgl. lat. aratrum
-
Hacke:
kuokka
< *kâka mit Lautsubstitution /k/ für /χ/) = got.
hoha
'Pflug'
-
Sichel:
sirppi
zu japhetit. *karp- 'ernten' (mit oidg. Lautung, vgl. lit.
sirpti 'reifen')
-
Feld:
pelto =
germ. feld (mit Lautsubstitution /p/ für /f/), vgl. aber ung.
föld 'Erde'
-
Hirse:
hirssi = germ. *hirsi
-
Roggen:
ruis
< germ. *rugis (anord.
rugr)
-
Gerste:
ohra,
vgl. Ähre
-
Hafer:
kaura <
germ. *ħaḣra-
-
Weizen:
vehnä < germ
*wesna- 'Mahlzeit',
vgl. got. waila-wizns 'gutes Essen'
Da die Urfinnen Jäger
waren, ist anzunehmen, dass die meisten Tierbezeichnungen Erbwörter sind.
Die Viehzucht haben die Finnen von den Indogermanen übernommen.
i. noachitische Erbwörter
-
Stier: sonni
erinnert an sem.
צאן
(ćôn) 'Kleinvieh'
-
Lamm:
vuona,
vgl. ndl.
oonen
'Junge werfen'
(aus dem Keltischen), mong. üniyʔe
'Kuh'
-
Ziege:
vuohi,
wohl ein noach. Erbwort, vgl. lat.
ovis
-
Hengst:
ori,
vgl. germ. ūrus 'Auerochs'. Das altai. Wort erinnert an finn.
uros 'Männchen', ung. óriás
'Riese'
-
Rentier:
poro
und peura (wohl Dialektformen), die an dt.
Farren 'junger
Stier', griech. πόρις (póris)
'Kuh', hbr.
פר
(par) 'Stier' erinnern. Die Finnen haben das Tier wohl erst
in Skandinavien kennen gelernt.
ii. ural-altaische Erbwörter
-
Herde, Vieh:
karja
,
atürk. qara 'Vieh'
dazu karitsa, klass. mong.
qurağʔa 'Lamm'
-
Kuh:
lehmä
-
Kuh: Sápmi
gussa
-
Stier: Das ugrofinn. Erbwort ist
härkä
.
iii. Lehnwörter japhetitisch
-
Pferd: -heppo
,
vgl. griech.
ἵππος
(híppos)
-
Stute:
tamma,
vgl. lat. dam(m)a Damhirsch', germ.
*tamas 'zahm'
iv. Lehnwörter germanisch
-
Hirte:
paimen
mit germ. /ai < oi/ und Lautsubstitution /p/ für /f/, vgl. griech.
ποιμήν (poimên) und VN
Paemani. Vielleicht aus einer
ostgerm. Sprache.
-
Schaf:
lammas,
in dieser Bedeutung nur
got. lamb, gutn.
lambi
-
Ziegenbock:
pukki
aus germ. *buk
-
Rind:
nauta aus
anord. naut
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Schrift:
ARIAL UNICODE MS
Sonderzeichen
Abkürzungen
Verwandte bei
Kate
estn. sõnn
estn.
täkk (= türk.
teke 'Bock), liv.
erzöl
Sápmi. heißt es boazu, vielleicht mit "Zetazismus" /z < r/,
karel. petra, weps. pedr, estn.
pöhja-pöder, liv.
púoi ma pṳdr
'Nordland-Ren'
(mit vorgesetztem Verschlusslaut wie Sápmi <
Sami).
[4a]
< finn. karjua
'brüllen' > karju 'Eber',
karhu 'Bär'
karel. wotjak. lehmä, weps., estn.
lehm. liv. niem, ung.
tehén
(mit Anlaut-Entgleitungen)
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