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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
GrüßeSprachecke in den Echo-Zeitungen |
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Traditionell „bieten“ wir einander „die Zeit“, wenn wir uns begegnen und wünschen uns „einen guten Morgen, guten Tag, guten Abend“. Das geht ganz automatisch, sodass wir uns gar nichts dabei denken, wenn wir beim Anblick eines anderen Menschen „Moin!“, „Tach!“ sagen. Da können wir das Grüßen auch gleich bleiben lassen, oder? Warum grüßen wir überhaupt? Dafür gibt es mehrere Gründe:
In Süddeutschland und katholischen Gegenden „bietet“ man nicht „die Zeit“, sondern man sagt „Grüß Gott“. Diese Formulierung ist in ihrer Kürze unverständlich. Gemeint ist: „Grüß dich Gott“, das heißt: Gott möge dir seine Aufmerksamkeit zuwenden. In der letzten Zeit hat es sich eingebürgert, als Gruß „hallo, hey oder hi“ zu sagen. Das waren ursprünglich keine Grüße, sondern Zurufe, mit denen man auf sich aufmerksam machen wollte: „Hallo, ist da jemand?“, „He, was soll denn das!“, „He, Sie da!“ Hallo: Der Zuruf ist verwandt mit
hallen ‚tönen, schallen’ und holen, das ursprünglich die
Bedeutung ‚herbeirufen’ hatte. Mit „Hallo!“ rief man einen Fährmann herbei,
der einen über den Fluss bringen sollte: „Hol über!“ Hey, hi sind im Englischen zwei Varianten eines Wortes, das unserem he, mundartlich häi entspricht. „Hej“ grüßte man sich schon vor 50 Jahren in den nordischen Ländern. Der Gruß scheint aus Skandinavien ins Englische eingedrungen zu sein. Hier haben sich also international die Grußsitten geändert. Man kann bedauern, dass dabei der gute Wunsch und die Förmlichkeit verloren gehen. Aber es ist doch besser, wir grüßen überhaupt als gar nicht. Ich habe gerade bei Kindern Grüße mit überwältigender Herzlichkeit erlebt: „Hallo, Herr Tischner!“ Das war überzeugender als ein gezwungenes, flüchtiges „Tag!“ oder ein tonloses „Hi!“. |
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Datum: 16.03.2004 Aktuell: 09.02.2019 |