Startseite | Religion | Sprachwissenschaft | Geschichte | Humanwissenschaft | Naturwissenschaft | Kulturwissenschaft | Kulturschöpfungen Sprachen | Wörter | Grammatik | Stilistik | Laut und Schrift | Mundart | Sprachvergleich | Namen | Sprachecke |
||||
Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
HerbergenSprachecke in den Echo-Zeitungen |
Email:
|
||
|
Auch vor Jahrhunderten und Jahrtausenden sind die Menschen oft gereist, ohne Auto, ohne Raststätten und ohne Hotels. Wie fanden sie Obdach und Verpflegung? Man kam in eine fremde Gegend und konnte sich meist darauf verlassen, dass man von Einheimischen zum Essen und Übernachten eingeladen wurde. In Zeiten, als es noch keine Gasthäuser gab, waren Reisende auf den guten Willen der Einwohner fremder Ortschaften angewiesen. Das Gastrecht war heilig. Oft haben sich feste Freundschaften aus diesen Begegnungen ergeben. Wenn man wieder in die Gegend kam, wusste man gleich, an wen man sich wenden konnte. Und wenn der Gastgeber selbst einmal auf Reisen war, war er herzlich willkommen bei seinem Gastfreund.
Die
Vorfahren der Römer scheinen Fremde nicht besonders gemocht zu haben. Denn
ihr Wort hostis, das unserem
Gast entspricht, bedeutete im Altlateinischen 'Fremder', im klassischen
Latein aber 'Kriegsgegner, Feind'. Das zugrunde liegende indogermanische
ghostis bezeichnete einen Auswärtigen,
der von einem Einheimischen vorübergehend aufgenommen wurde. Das lateinische Wort hat Nachkommen in unsrer Zeit: Aus lateinisch hospitium wurde unser Hospiz 'Herberge' (heute 'Sterbeklinik'), aus dem Adjektiv hospitale unser Hospital 'Krankenhaus' und daraus verkürzt Hotel 'komfortable Unterkunft'. Weniger komfortabel war es noch vor kurzem in den Jugendherbergen: große Schlafsäle, eiserne Etagenbetten, Gemeinschaftswaschräume, rationierter Kaffee und strikte Geschlechtertrennung. Schön war's trotzdem. Heute haben viele Jugendherbergen hotelähnlichen Charakter. Herbergen waren ursprünglich "Heerbergen", Massenquartiere für Heere. Später übertrug man diesen Ausdruck auf die mittelalterlichen Hospize für zivile Reisende. Wer Gäste verpflegt, ist ein Gastronom. Dieses Wort hat mit Gast nichts zu tun, sondern kommt von griechisch γασήρ gastêr 'Magen'. Gastronomie ist also die 'Kunst für den Magen'. Auf Deutsch heißt der Gastronom Wirt. Suchen wir nach dem Ursprung dieses Wortes, so lässt sich erkennen, dass die entsprechenden Wörter jemand bezeichneten, der Gäste beherbergte und verpflegte oder zu Festen einlud. Dem germanischen werðus 'Gastgeber' entsprechen altnordisch verdr 'Speise', altindisch vartís 'Aufenthalt, Wohnung' und altirisch ferthigis 'Hausverwalter, der für die Gäste verantwortlich ist' sowie deutsch warten: Der Wirt "wartet" die Gäste und sorgt für sie. |
|
||
|
|
Datum: 10.03.2009 Aktuell: 09.02.2019 |