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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
KalenderSprachecke in den Echo-Zeitungen |
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Beim Abreißkalender reißen wir Blätter ab und werfen sie weg, Monat für Monat, Woche für Woche oder Tag für Tag. Dieser Zeitabschnitt ist vorbei und kommt nie mehr wieder, also weg mit dem Kalenderblatt! Wen interessiert es heute, welcher Wochentag der 8. Mai 1947 war? Falls wir es trotzdem wissen wollen, brauchen wir keine uralten Kalender, da gibt es schon lange mathematische Formeln und die Tabellen des Immerwährenden Kalenders, mit denen wir die gewünschten Angaben ausrechnen können, oder heute elektronische Kalender, die sie uns im Nu präsentieren. Wichtiger als diese trockenen Informationen sind für uns die persönlichen Notizen im Terminkalender, Geburtstagskalender oder Tagebuch. Warum nennen wir dieses Tageverzeichnis Kalender? Das zugrunde liegende lateinische calendarium (sächlich) war kein "Kalender" im heutigen Sinn, sondern ein Kassenbuch, in dem am Monatsersten die Zinseinnahmen notiert wurden.[1] Dieser Tag hieß auf Lateinisch Kalendae (mit K!), weil die Priester am 1. des Monats bei der Festlegung des Monatskalenders die Göttin Juno anriefen (von kalĕre 'rufen'). Die Kalenderdaten wurden nämlich von Priestern berechnet und durch eine kultische Handlung festgestellt. Ihren Festkalender haben
die Römer anders genannt, nämlich
fāsti.
Das war ein Verzeichnis der Geschäfts- (dīēs
fāsti) und Feiertage (dīēs nĕfāsti),
an denen fas 'Recht' oder
nĕfās 'Unrecht' war, Amtsgeschäfte zu
tätigen.[2]
Auch im alten Rom gab es also ein religiöses Gebot (fās),
"den Feiertag zu heiligen". Im Kalender zählen wir
die Tage vom Anfang bis zum Ende des Monats. Die Juden haben auch die
Wochentage nummeriert: Dienstag ist der dritte Wochentag. Vor unsrer
Hochzeit dagegen haben wir täglich einen Zentimeter von einem Maßband
abgeschnitten und damit rückwärts gezählt wie beim Countdown vor einem
Raketenstart: "Es klingt wie eine Sage: Nur noch vierzehn Tage." Alte Kalender kann man theoretisch noch einmal benutzen, weil spätestens alle elf Jahre Wochentag und Kalendertag übereinstimmen[5] und Ostern bis zu viermal in hundert Jahren auf denselben Monatstag fällt.[6] [1] Georges, Lateinisch-deutsches Handwörterbuch 1,924 [2] Der kleine Pauly, Lexikon der Antike 2,518 f. [3] Wolfgang Pfeifer, Etymologisches Wörterbuch des Deutschen 610 [4] Lexer, Mittelhochdeutsches Wörterbuch 1,1497 [5] ohne Schaltjahr alle 7 Jahre, wegen der Schaltjahre aber zwischen 5 und 11 Jahren. [6] Erich Bornemann, Zeitrechnung und Kirchenjahr S. 70 |
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Sprachecke 2016 KW45 |
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Datum: 01.12.2009 Aktuell: 09.02.2019 |