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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
Feind des GutenSprachecke in den Echo-Zeitungen |
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Woher kommt das Böse? Vom Teufel, sagt man. Und woher kommt der Teufel? Achselzucken. Da verlagern wir das Unverständliche nur auf eine andere Ebene. Genauso schwer zu ergründen ist die Herkunft der Wörter böse und übel. Böse, germanisch bausja, gibt es nur im Deutschen, Friesischen und Niederländischen. Grundbedeutung ist 'aufgeblasen', daher 'hohl und nichtig'. Das ist beim althochdeutschem bôsi 'wertlos, nichtig, unsinnig, nichtswürdig, feige' noch gut zu erkennen. Heute nennen wir bevorzugt Menschen und ihr Verhalten böse, angefangen von bösen, unartigen Kindern über Erwachsene, die deswegen böse werden und schimpfen, bis hin zu boshaften Bösewichtern, die nichts anderes im Sinn haben als Unheil anzurichten. Nicht nur sie haben ab und zu ein böses Maul und nicht nur Diebe böse Finger, das widerfährt auch guten Menschen, wenn sie Herpes an den Lippen oder ein Geschwür an der Hand haben. Älter als böse ist übel, das allen Germanen außer den Skandinaviern eigen war. Auch den Kelten muss dieses Wort bekannt gewesen sein, es ist aber nur im Mittelirischen bezeugt. Grundlage ist die indogermanische Präposition upo 'unten, hinauf' (deutsch auf, über). Die Ableitung upelós müsste 'niederträchtig' oder 'überheblich' bedeutet haben. Deutsch übel ist allgemein 'widerwärtig, widerlich, widrig'. Ein übler Kerl hat einen schlechten Charakter. Ein Übeltäter tut etwas, was uns nicht gefällt. Das Böse gilt gemeinhin als Feind des Guten. Das ist richtig. Das Gute hat aber noch einen anderen Feind: Das Bessere. Einfaches und Schlichtes bekommt im Vergleich mit Aufwändigem leicht den Anschein von billig, minderwertig und schlecht. Schlicht und schlecht waren einst Mundartvarianten desselben Wortes mit der Grundbedeutung 'eben, glatt'. Der Schreiner nimmt mit dem Schlichthobel als erstes die groben Unebenheiten des Holzes weg, bevor er mit anderen Werkzeugen die Feinbearbeitung beginnt. Bei Schlichtungsgesprächen wird versucht die Wogen der Auseinandersetzungen zu glätten. Heute unterscheiden wir schlicht 'einfach, nicht gekünstelt' und schlecht 'minderwertig'. Ein schlichter Mensch redet gerade heraus, ohne Hintergedanken. Ein Schlechtschwätzer labert dummes Zeug. Schlimm ist ein merkwürdig schillerndes Wort. Das entsprechende niederländische slim bedeutet 'schlau', das englische slim 'schlank'. Beides ist doch nicht schlimm, oder? Gemeint war das aber im üblen Sinn: "Was sieht diese magere Frau so schlecht aus! Dieser Mann ist ein gerissener Halunke." Mittelhochdeutsch slim war 'schief, schräg, verkehrt'. Dafür haben wir heute im Hessischen das Wort äbsch(t), eigentlich äbig, abartig, abwegig, verkehrt. |
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Begriffe: gut und böse |
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Datum: 18.01.2011 Aktuell: 09.02.2019 |