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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
WinzlingeSprachecke in den Echo-Zeitungen |
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Der
Zaunkönig, auch
Zaunschlüpfer genannt, ist
einer unsrer kleinsten Vögel. Warum
heißt er dann "König"? Ein
Märchen erzählt: Die Vögel wollten
denjenigen zum König machen, der am höchsten fliegen würde. Der freche
Winzling versteckte sich im Gefieder des Adlers, ließ sich empor tragen und
entfaltete seine Flügel, als der Adler nicht mehr konnte, flog noch höher
und wurde König, neidlos von allen anerkannt. Wenn der Zaunschlüpfer ein König ist, ist der Marienkäfer ein Heiliger. Denn er trägt noch andere fromme Namen: Gotteskäfer, Herrgottskäfer, Liebgottchen, niederländisch lieveheersbeestje 'Tierchen des lieben Herrn (Jesus)'. Beest ist das 'Tier', beest-je ist nicht 'Bestie', sondern 'Tierchen'. Dem Volksglauben galt dieses Insekt als Bote aus einer anderen Welt. Man hat auch die sieben Punkte einer Käferart auf die sieben Schmerzen der Mutter des Herrn gedeutet. Weniger fromme Menschen fühlten sich bei den Punkten eher an den Würfel erinnert und nannten das Insekt Glückskäfer. Aber warum sagt man in Ostdeutschland Mutze‑, Mutschekübchen? Das erklärt der hessische Name Muhkälbchen: Der Käfer hat Fühler, die an die Hörner einer Kuh erinnern. Mutschen ist 'muh machen' und Kübchen ist 'Kühchen', zu Küwe, einer Nebenform von Kühe. Dieser Lautwandel beruht auf derselben Gesetzmäßigkeit wie bei hessisch Kerwe, Kerb 'Kirchweih'. |
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Datum: 09.08.2011 Aktuell: 09.02.2019 |