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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
Wasser hat keine BalkenSprachecke in den Echo-Zeitungen |
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Auch Landratten verstehen ein paar Brocken von dem, was Seebären sagen. Aber an Land haben diese Ausdrücke oft eine andere Bedeutung. "Hoay"[1], rief der englische Kapitän im 18. Jahrhundert den Matrosen im Großmast zu. Sie antworteten mit "Holloa". Etwa zur selben Zeit kam englisch ahoy auf, das im 19. Jahrhundert ins Deutsche übernommen wurde. Schon um 1200 gab es ähnliche Ausrufe: französisch avoi als Zeichen von Überraschung oder Erschrecken oder zur Verstärkung einer Forderung. In Deutschland grüßte man mit ahiu (damals gesprochen "ahü"; heute würden wir "aheu" sagen) oder drückte damit seine Bewunderung aus. Zwischen den festländischen Ausdrücken und dem englischen Ruf liegt mehr als ein halbes Jahrtausend. Da uns aus dieser Zeit nichts überliefert ist, wissen wir nicht, ob ahoy in England entstanden ist oder vom Festland übernommen wurde. Web Bevor ein Schiff losfährt, muss es "die Anker lichten", plattdeutsch lüchten und lichten. Wo man lüchten sagt, sagt man auch Lücht 'Helligkeit'. Lichten ist also 'ans Licht bringen'. Web Damit ein Segelschiff fahren kann, muss man es auftakeln 'fahrtbereit machen'. Eine Landratte gilt als aufgetakelt, wenn sie mit Schmuck überladen und stark geschminkt ist. Takellage sind die Masten und ihre Taue. Das Wort Takel bezeichnete ursprünglich wohl den Mast; das Wort wäre dann verwandt mit Stake 'Stange'. Web Schiffe zeigen ihre Nationalflagge. Sie dürfen nicht "unter falscher Flagge fahren". Daher hat "Flagge zeigen" die Bedeutung bekommen 'sich zu seiner Meinung bekennen'. Ein Segelschiff wird vom Wind angetrieben. Den kann man nicht einfach abstellen. Aber man kann einem anderen Schiff "den Wind aus den Segeln nehmen", indem man es in den Windschatten bringt. An Land bedeutet diese Redensart 'Argumente entkräften, den Anlass für den Ärger beseitigen'. Bei einer Seeschlacht ist es wichtig, dass das eigene Schiff manövrierfähig bleibt, bei den Segelschiffen also die Segel gesetzt waren. War der Feind zu stark, konnte man vielleicht sein Leben retten, wenn man kapitulierte. Zum Zeichen dafür ließ man die Segel herabgleiten (streichen), indem man die Taue löste. "Segel runter" war auf See dasselbe wie auf dem Land "Hände hoch": Ohne Segel oder mit erhobenen Händen kann man nicht kämpfen. Noch heute sagen wir "die Segel streichen", wenn jemand aufgibt und den Rückzieher macht. Web Alte Seebären haben behauptet: "Die Ratten verlassen das sinkende Schiff", weil sie nicht "mit Mann und Maus" untergehen wollen. Das kann den Landratten nicht passieren, die sich nicht aufs Wasser trauen, das bekanntlich "keine Balken" hat. Trotzdem tummeln sich einige gern als Wasserratten im Schwimmbad. |
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Sprachecke 15.01.2013 | 22.01.2013 | 29.01.2013 |
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Datum: 29.01.2013 Aktuell: 09.02.2019 |