Startseite | Religion | Sprachwissenschaft | Geschichte | Humanwissenschaft | Naturwissenschaft | Kulturwissenschaft | Kulturschöpfungen Sprachen | Wörter | Grammatik | Stilistik | Laut und Schrift | Mundart | Sprachvergleich | Namen | Sprachecke |
||||
Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
Rätselhafter RauchfangSprachecke in den Echo-Zeitungen |
Email:
|
||
|
|
Die Abgase der Heizung werden durch ein Rohr abgeleitet, das aus dem Dach ragt. Qualm und Ruß gibt es kaum noch. Der Rauchabzug hat im Deutschen viele Namen. Die wichtigsten sind: Esse 'Feuerstätte' (Thüringen, Sachsen), Kamin 'Ofen' (Süddeutschland, Niederrhein), Rauchfang (Österreich), Schlot 'Rohr' (Franken), Schornstein (am Rhein, Hessen, Niedersachsen).[1] Diese Vielfalt verdanken wir nicht nur der Kleinstaaterei, sondern auch der Geschichte: Ursprünglich musste sich der Rauch des offenen Herdfeuers selbst einen Weg durch das Dach suchen. Später ließ man ihm ein Loch in der Giebelwand, die Luke. Erst vor tausend Jahren kam der trichterförmige Rauchfang auf, der die Abgase von der Esse[2] in den Schlot[3] leitete und durch das Dach entweichen ließ. Die ganze Anlage nannte man Kamin. Dabei unterschied man den gemauerten Herd in der Küche und den Ofen zum Heizen. Die heizbaren Räume nannte man im Mittelalter Kemenaten 'mit Kamin'. Strenge Bauverordnungen führten schließlich zu geschlossenen Öfen und Herden, um Brände und Ersticken zu verhindern. Und zum Ofenrohr, das die Feuerstätte mit dem Schlot verbindet.
In den letzten Jahrhunderten hat sich also
einiges verändert. Meist verwendete man Wörter von Einzelteilen, um das
Ganze zu bezeichnen. Der Schornstein
aber ist damit noch nicht erklärt.[4] Dieses (s)ker- erklärt auch den Herd:[8] Das Grundwort kértos lässt sich als 'Brenner' übersetzen. Schorn-, indogermanisch s-krn-, germanisch skurn- kann 'Brennstein' bedeutet haben. -stein ist zur Verdeutlichung angefügt. 'Stein' ist auf Slawisch kamy, Genitiv kamene.[9] Derselben Wurzel entstammt unser Hammer, ursprünglich ein 'Schlagstein', mit dem man Feuersteinknollen zu Werkzeugen formte.[10] Im Altnordischen bezeichnete hamarr nicht nur das Werkzeug, sondern auch einen Felsen.[11] Die griechische Entsprechung ist káminos 'Esse, Herd, Ofen', ursprünglich wohl ebenfalls 'Glühstein' zum Backen und Kochen. Dass davon unser Kamin kommt, versteht sich von selbst.[12] |
|
[11] Daran erinnert der Name der nördlichsten Stadt der Welt, Hammerfest, ein Hafen, bei dem man das Schiff an einem aus dem Wasser ragenden Stein statt an einem Poller "festmachte": Hammerfest - Wikipedia, the free encyclopedia
[12]
Kreuzdenker, Etymologie: Kamin |
Ich gehöre zu den Menschen, die Sie kennen, und die (in Ermangelung ausreichender Wärmflaschen) noch im 2. Weltkrieg einen heißen Backstein ins Bett gelegt bekamen. |
||||
|
|
Datum: 09.09.2014 Aktuell: 09.02.2019 |