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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
Könige und RäuberSprachecke in den Echo-Zeitungen |
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Schach spielen ist fast so kompliziert wie herausfinden, woher dieses Spiel seinen Namen hat. "Ist doch ganz einfach!", dachte ich, "Schach kommt von persisch schâh 'König', so heißt die Hauptfigur in dieser Sprache." Aber dann komme ich ins Grübeln und werde ganz schachmatt bei dieser Hitze. Der Schah ist nicht nur "matt", sondern tot, daher schâh mât 'der König ist tot', so sagt man, wenn die Königsfigur handlungsunfähig ist.[1] Aber vorher muss der Gegenspieler dem Schah "Schach bieten". Dabei lief mir der Schweiß aus allen Poren, als ich merkte: Da stimmt doch was nicht! Wieso zwei Formen des persischen Wortes, mal mit -h, mal mit -ch? Beim Weiterforschen stieß ich auf noch mehr Ungereimtheiten: 'Schach' heißt auf Französisch échec (alt eschec). É- vor oder statt s- ist normal (école 'Schule'), aber was soll das zweite e? Das stand für germanisches langes e, das später zu a wurde (englisch sheep / Schaf). Und nun war die Sache klar: Schach ist nicht persisch schâh, sondern germanisch skêkus 'Raubzug', mittelhochdeutsch schâch 'Raub' und 'Schach'. Der altertümliche Schächer 'Räuber' erinnert noch daran. Genauso konnte altfranzösisch eschec auch 'Beute, Fang' bedeuten.[2] Die germanischen "Schächer" waren kein heruntergekommenes Gesindel, das im Wald Reisenden auflauerte, sondern jugendliche Stammeskrieger, die ihr Mütchen im Ausland kühlten, oder ehemalige Hilfstruppen der Römer, die sich in Gallien oder Italien für die ausgebliebenen Soldzahlungen schadlos hielten.
Und was haben diese Banditen mit dem
Schachspiel zu tun? Es gab ein römisches Brettspiel namens
Latrunculi 'Räuberlein, Söldner'.[3]
Die Spielregeln sind nicht überliefert, vielleicht ähnlich wie Dame, auf
einer Art Schachbrett mit zwei Parteien aus einfachen Kriegern und je einem
Anführer. Wahrscheinlich nannten die Germanen dieses Spiel
skêkus 'Raubzug'. Daraus wurde
Schach.
Die Namen der Figuren wurden den
Verhältnissen angepasst: Dem König steht
die Dame zur Seite. Aus dem Elefanten
wurde der Turm, aus dem Wagen der
Läufer, aus dem Pferd der
Springer und aus dem Fußsoldaten der
Bauer.[7] |
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Begriffe: Spiele | Sprachecke 28.07.2015 | 04.08.2015 | |
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Datum: 11.08.151 Aktuell: 09.02.2019 |