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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
Weile und StundeSprachecke in den Echo-Zeitungen |
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Dieser Monat geht zu Ende und mit ihm auch das Jahr. In drei Tagen beginnt ein neuer Zeitabschnitt. Tag und Nacht und damit der 24-Stunden-Tag, Sommer und Winter und damit das Jahr sind uns von der Natur vorgegeben, bedingt durch die Umdrehung der Erde und ihren Lauf um die Sonne. Der Monat richtete sich ursprünglich nach dem Mondwechsel und begann mit Neumond. Der heutige Monat, die Woche und die Stunde sind künstliche Einteilungen.[1] Der älteste Name einer Zeiteinheit ist Jahr. Es gibt in ganz Eurasien und Nordafrika eine Menge ähnlicher Vokabeln als Name von Sonne und Mond sowie unterschiedlicher Zeiträume. Am auffallendsten sind die Ähnlichkeiten im Wortbild von Jahr und japanisch yoru 'Nacht' sowie von griechisch hôra (aus jôra) 'natürlicher Zeitraum', besonders 'Stunde', ägyptisch horu 'Tag' und hurritisch hurri 'Nacht'[2] (vor 4000 Jahren im heutigen Kurdengebiet[3]). Auch der gemeinsame Name von Mond und Monat ist alt und lässt sich mit der Grundbedeutung 'Himmelskörper, Leuchte' sogar bis nach Schwarzafrika und Amerika zurückverfolgen.[4] Der Zusammenhang zwischen 'Erdtrabant' (lateinisch lûna) und 'Zeitraum' (lateinisch mênsis) ist aber nicht in allen Sprachen zu erkennen.[5] Da hat man offenbar wie im Lateinischen zur Bedeutungsunterscheidung für 'Mond' oder 'Monat' ein neues Wort gebildet.[6] Das alte Wort für 'Tag' bedeutete auch 'Himmel' und 'Gott'. Es steckt in lateinisch díês 'Tag', dîvus 'göttlich', finnisch taivas 'Himmel' (aus dem Baltischen').[7] Die Germanen hatten ihr dagas 'Tag' mit den Balten gemein (altpreußisch dagis 'Sommer'), Grundbedeutung 'die helle, warme Zeit' zu einem Wort für 'brennen'.[8] Stunde kommt von stehen / stand (alt auch stund). Germanisch stundis 'Haltepunkt, kurze Zeiteinheit', in der alten Sprache 'Mal' (von Stund an 'von da an') und diente als Lehnübersetzung von lateinisch hôra.[9] Was eine Stunde war, erfuhr der mittelalterliche Mensch nicht durch die Uhr, sondern durch den Glockenschlag. So lernte er seine Zeit einzuteilen und hörte, wann die Gebetszeiten sind.[10] Die Stunde war also ursprünglich kein Zeitraum, sondern ein Zeitpunkt: wann die Glocke schlug. Bei der Sonnenuhr und später auf dem Zifferblatt der Zeigeruhr sind diese "Zeitpunkte" tatsächlich durch Punkte oder Striche auf der Zeitskala markiert. Die Zahlen 12 und 60 waren auch bei anderen Maßeinheiten beliebt, weil man sie leicht durch 2, 3 und 4 teilen kann. Auch germanisch hwîla, Weile diente als Lehnübersetzung für hôra 'Stunde'. Unser Sprichwort "Eile mit Weile" (lass dir Zeit und überstürze nichts) lässt noch die Grundbedeutung 'Pause, Rast' ahnen, die in altnordisch hvíla 'ruhen; Bett', hvild 'Ruhepause' erhalten ist.[11] |
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Begriffe Zeit | Sprachecke 08.12.2009 | 03.07.2012 |
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Datum: 29.12.2015 Aktuell: 09.02.2019 |