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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
Wehrlose ErregungSprachecke in den Echo-Zeitungen |
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Mächtiger Ärger und ohnmächtige Wut überkommen mich, wenn ich im Echo von Menschenrechtsverletzungen lese. Es ist leicht, Unrecht beim Namen zu nennen und Sünden anzuprangern, wenn die Übeltäter es nicht hören. Und es ist schwer, seine eigenen Grundsätze wie Anstand und Menschlichkeit zu haben und zu befolgen und sich nicht drüber aufzuregen, wenn andere anders handeln. "Gut sein" ist gut handeln, nicht sich entrüsten und empören. Sich ärgern bringt nichts und schadet uns nur selbst. Empörung kommt von empor 'hinauf'. Klar, wer sich ärgert, könnte "die Wände hinauf (empor) machen" und "an die Decke gehen". Aber so einfach ist es auch wieder nicht: Denn empören bedeutete im Mittelalter 'erheben', zum Beispiel einen Mast aufstellen, sich erheben 'aufstehen', meist aber von heftigen Gefühlen, die in uns aufkommen, Freude wie Jammer. Durch die Lutherbibel verbreitete sich die Bedeutung 'aufstehen gegen, rebellieren', aber die Gefühle bekamen doch wieder die Oberhand. Aus Wendungen wie "mein Herz empört sich" (schlägt heftig) entstand um 1800 "ich empöre mich", ich rege mich auf und ärgere mich."[1] Empörung bringt
nichts, so wenig wie Entrüstung. Entrüsten
bedeutet eigentlich 'entwaffnen', jemand die Waffen abnehmen, sodass er
weder angreifen noch sich wehren kann. Bei einem auf diese Weise entrüsteten
Ritter war es nicht ratsam, ihn "in Harnisch zu
bringen", auch wenn er keinen Panzer und kein Schwert mehr hatte.
Denn er hatte Bärenkräfte, mit so Leuten sollte man sich lieber nicht
anlegen. Vielleicht machte ihn ein "entwaffnendes
Lächeln" freundlicher.
Rüsten aber ist viel mehr als den
Harnisch anziehen und Schwert und Schild nehmen. Das Wort bedeutet auch
allgemein 'vorbereiten, herrichten'. "Hänschen
klein" war mit "Stock und Hut"
ausgerüstet, als er "in
die weite Welt hinein" ging, um eine Lehre zu machen. Als der "große
Hans" nach sieben Jahren zurückkam,[3]
hatte er das Rüstzeug, Wissen und
Können, um eine eigene Dachdeckerei zu betreiben. Als erstes
rüstete er sein Elternhaus
ein, er stellte ein Gerüst
auf. Dabei half ihm sein alter Vater, der noch
rüstig war. |
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Datum: 29.03.2016 Aktuell: 09.02.2019 |