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schalten und waltenSprachecke in den Echo-ZeitungenAuf Ihre Fragen antworte ich gern. Email |
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Walten ist das alte Wort für 'regieren', verwalten - nein, nicht 'kaputt regieren', sondern für den Walter 'Regenten' die Büroarbeit machen. Und "schalten und walten" ist, wenn jemand machen kann, was er will. Wie einer, der am Steuerpult nach Belieben Regler verschiebt und Knöpfchen drückt. Oder sagen wir: nach bestem Wissen und Gewissen.
Dieses Bild passt ganz gut. Denn
schalten war ursprünglich 'einen Kahn
regieren', nicht mit Steuerpult, Segel, Paddel oder Ruder, sondern mit einer
Stange.[1]
Daran erinnert noch der hessische Schaldhoke
'Bootshaken', mit dem man einen Nachen[2]
vom Ufer abstieß oder an Land zog.[3]
Althochdeutsch scalto war der
'Stocherkahn' und scalta die 'Stange',
mit der man das Boot im flachen Wasser antrieb und lenkte.[4] Schalter 'Anlaufstelle für Kunden' ergab sich aus der Bedeutung Schiebefenster, hinter dem der Kundendienst sitzt. Das Fenster hatte seinen Namen, weil man es wie einen Nachen schalten, hin und her schieben konnte. Schaltjahr ist übersetzt aus lateinisch annus intercalâris, wörtlich 'Jahr mit dem dazwischen ausgerufenen Schaltmonat', seit Caesar 'Schalttag', zu inter 'zwischen' und calare 'ausrufen, bekanntgeben', wie beim Monatsersten, den Kalenden.[6] Dieses Schalt- kommt nicht von schalten, sondern von schelten / schalt, ursprünglich 'laut sprechen'. Daher der skandinavische Skalde 'Dichter', der nicht nur Verse schmiedete, sondern auch "mit lauter Stimme" vortrug.[7] |
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[2] Bild Nachen bei Hamm
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Datum: 45. KW 2016 Aktuell: 09.02.2019 |