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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
Prediger und PremierSprachecke in den Echo-ZeitungenAuf Ihre Fragen antworte ich gern. Email |
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Was haben Pfarrer und Regierungschefin gemein? Der eine steht auf der Kanzel, die andere trägt den Titel Bundeskanzlerin. Sie steht zwar oft am Rednerpult, aber das ist keine Kanzel, auf Deutsch Predigtstuhl. Stuhl hat hier die im 16. Jahrhundert entstandene Sonderbedeutung 'Gestell, Holzkonstruktion' (wie beim Webstuhl).[1] Kanzel[2]
bedeutet eigentlich 'Absperrung, Schranke'. Eine solche Absperrung trennt heute
noch in einigen Kirchen die Geistlichen im Altarraum von den "Laien" im
Kirchenschiff[3],
früher auch im Gerichtssaal die Juristen vom Publikum.[4]
Schon bei den Römern standen cancelli
'Schranken' vor der Richter- und Rednertribüne. Das war kein Schlagbaum, sondern
eine Art Geländer mit senkrechten und waagrechten Stäben. Dasselbe Wort konnte
auch ein Fenstergitter bezeichnen. Der Cancellârius war einer, der hinter den Schranken zu tun hatte, der Gerichtsschreiber, Notar, später Kanzler 'Sekretär eines Fürsten'. Sein Amt nannte man Kanzellerie, verkürzt zu Kanzlei, heute 'Anwaltsbüro'. Der Kanzler des Fürsten war aber keine Schreibkraft, sondern "Staatssekretär", Leiter einer Behörde. Schon nach 800 gab es im Karolingerreich den àrchicancellârius, Erzkanzler als Vizekönig in Deutschland, Burgund oder Oberitalien.[8] Etwa 1600 bis 1945 nannte er sich Reichskanzler, seit 1949 Bundeskanzler. |
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[3] Bild: Theatinerkirche München
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Sprachecke 16.05.2017 |
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Datum: 02.05.2017 Aktuell: 09.02.2019 |