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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
Sprachecke in den Echo-ZeitungenFragen und AntwortenStreitgespräche |
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Meine Antwort: Diskutieren kommt von lateinisch dis-cŭtĕre (mit kurzem U) 'zerschlagen'. Als Jugendlicher habe ich manchmal was auseinandergenommen, um es zu untersuchen und zu gucken was drin steckt, zum Beispiel den Freilauf meines Fahrrads. Andere Kinder schlitzen den Brummbär auf, um herauszufinden, warum er brummt. So kann man auch ein Thema "auseinandernehmen" (zum Beispiel die Sicherheit der Kernreaktoren), um sich eine Meinung darüber zu bilden. Am besten macht man das nicht allein, sondern man spricht mit anderen darüber. Die haben sich auch schon darüber Gedanken gemacht. So kommt es zu einem Meinungsaustausch, und da jeder schon glaubt, die Wahrheit zu kennen, und sich bereits eine Meinung gebildet hat, auch zum Streit. Dann wird nicht nur das Thema zerschlagen, sondern auch noch anderes, "Porzellan" und die Freundschaft. So kam diskutieren zu seiner negativen Bedeutung.
Disputieren kommt von lateinisch dis-pŭtāre,
eigentlich 'zerschneiden'. Da pŭtāre
nicht nur 'abschneiden, Bäume beschneiden' (vgl.
am-putieren) bedeutet, sondern auch
'reinigen, Gedanken klären, sich eine Meinung bilden, eine Meinung haben',
war mit disputare immer die
wissenschaftliche Auseinandersetzung gemeint. Ach ja, die Debatte gehört auch in die Familie, ein Wort aus dem Französischen: Débattre 'sich streiten' kommt von battre 'schlagen', auch militärisch (bataille = englisch battle 'Schlacht'), passt also eher zu den Wortgefechten im Parlament. Diskurrieren kommt von lateinisch dis-cŭrrĕre 'auseinanderlaufen', spätlateinisch auch 'in Worten mitteilen'. Da currere 'laufen' aus *cursere entstanden ist, heißt das zugehörige Substantiv cursus 'Lauf', daher Kurs, das auch 'Lehrgang' bedeuten kann. Ein Diskurs ist eigentlich eine Abhandlung, eine schriftliche Darlegung der Gedanken, natürlich nicht in einem privaten Tagebuch, sondern veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Die richtige Übersetzung von Diskurs haben Sie angegeben als Erörterung. Das Ort war ursprünglich die 'Spitze', zum Beispiel des Schwertes'. Erörtern ist also 'etwas auf die Spitze treiben, bis an die Grenzen gehen', daher 'gründlich untersuchen' und 'darüber diskutieren'. Beispiel "lauwarm" ist definiert als weder kalt noch warm, es findet seine Grenzen da, wo etwas eindeutig kalt oder warm ist. Das war jetzt eine kurze Erörterung über "lauwarm". |
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Datum: 2011 Aktuell: 09.02.2019 |