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1. Inhalt
Ein erfolgloser Fischer
und seine Frau leben unter erbärmlichen Bedingungen. Eines Tages hat der
Fischer einen Fisch an der Angel, der sprechen kann. Der Fischer lässt ihn
wieder frei und geht nach Hause. Die Frau meint, in diesem Fall hätte er
sich doch ein anständiges Haus wünschen können. Sie schickt den Mann noch
einmal ans Wasser, er ruft den Fisch und wünscht sich ein Haus. Wie er
zurückkommt, ist der Wunsch erfüllt. Die Frau gibt sich nicht damit
zufrieden, wünscht sich ein immer größeres Gebäude und immer größere Macht.
Schließlich ist sie Papst und gibt sich immer noch nicht zufrieden. Als sie
den Wunsch äußert, wie Gott zu werden, finden sich beide am Ende wieder da,
wo alles angefangen hat.
2. Versionen
a. niederdeutsch
mit unwesentlichen Unterschieden. Das Paar wohnt ursprünglich in einem
Pisspott. Der Fisch ist ein Butt und der Fischer ruf ihn mit dem
Spruch: "Mandje!
Mandje! Timpe Te!, Buttje! Buttje in de See! Mine Fru, de
Ilsebill, Will nich so, as ick wol will."
1890
(Pommern)
Jahn, Ulrich, Märchen und Sagen, Volksmärchen aus Pommern und Rügen, 42.
Dei Fischer un syne Fruu, Parallelüberlieferung zu Runge, nur dass der
Fisch ein Hecht ist.
b. hochdeutsch:
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1809
Grimm, Albert Ludewig, Märchen, Kindermärchen, 2. Hanns Dudeldee
ein Mährchen, eine freie Nacherzählung mit satirischen Ergänzungen.
Das Paar wohnt in einer Bretterhütte. Die Frau wünscht sich auch das zum
Haus passende Zubehör. Die Frau hält den Mann für unfähig und missbraucht
die neu gewonnene Macht, um die Leute zu schikanieren, aber der Mann hat
die immer höheren Ämter inne, am Schluss ist er dem mächtigste König auf
Erden.
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1812
(Hessen)
Grimm, Jacob und Wilhelm, Märchen, Kinder- und Hausmärchen (1812-15),
Erster Band, Anhang, Zum Fischer un sine Fru. No. 19.
nur
andeutungsweise. Die beiden heißen "Männchen Domine" und "Frau Dinderlinde".
Die Karriere endet mit dem Wunsch der liebe Herrgott und die Muttergottes
zu sein.
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1857
Bechstein, Ludwig, Märchen, Deutsches Märchenbuch, Mann und Frau im
Essigkrug
eine
selbständige Version. Der Mann ist kein Fischer, das Paar wohnt in einem
Essigkrug. Die Wünsche werden von einem Goldvögelein erfüllt. Mann und
Frau übertreffen einander mit ihren Ansprüchen und wollen als Königspaar
Kaiser und Papst überspringen und gleich lieber Herrgott sein. Ein
schwarzer Vogel verwandelt alles wieder wie am Anfang.
- "Essigkrug" ist ein milderes Wort als
das ordinäre "Pisspott".
6. Deutung
Eine Beispielerzählung, die
vor maßlosen Ansprüchen warnt und illustriert, dass Hochmut vor dem Fall
kommt.
Der einfache Handlungsfaden reizt geradezu zur eigenen Ausgestaltung. |
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