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Drosselbart ist so wenig ein geläufiges
Wort wie Rotkäppchen oder
Rumpelstilzchen.
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Der Name ist mehrdeutig:
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Drossel = Vogel / Kehle
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Bart = Haare / Kinn
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Die
Drossel hat einen
kurzen, spitzen Schnabel, der wenig Ähnlichkeit mit einer Manneszier oder
einem Kinn hat.
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Ein "Kehlbart" müssten Haare sein, die
nur die Kehle bedecken, während das eigentlich Gesicht rasiert ist. Das
gehört sicher nicht zu den geläufigen Barttrachten.
Es kann aber sein, dass "Drosselbart"
ein nicht überlieferter Spitzname einer veralteten Barttracht war, den der
Erzähler missdeutet hat. Infrage kommt der barocke Spitzbart wie bei
Gustav
Adolf oder ein auffallend nach vorn gebogener Kinnbart.
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Der abgewiesene Drosselbart gewinnt
als bettelnder Spielmann verkleidet die Hand der Königstochter, die ihn
verspottet hatte, zwingt sie zur Arbeit und reitet als betrunkener Husar
die Töpfe entzwei, die sie verkaufen soll. Ist das die wahre Identität
des Helden?
Ein missverstandenes *Dröselbart
'gezwirbelter Schnurrbart' gäbe von daher Sinn.
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eher aber 'geflochtener / geringelter Bart'
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Herzog Alain II. von der Bretagne
hatte den Beinamen lateinisch
Barbatorta 'gedrehter Bart',
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Dröselbart dient am 29.02.2016 auch
als
Beispiel in einem Musterformular und als Deckname in einem
Mitteilungsforum.
Das sind allerdings moderne Belege.
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Varianten: "König Spreizenbart" bei Bünker S. 195 nr. 74
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Das Märchen hat
Parallelen im Romanischen
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It. Barba tordo 'Drosselbart' statt
Barbatorta
'gedrehter Bart'?
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it.
barbatorta ist ein Krümelkuchen mit barbabietole 'roten Rüben' und
Schokolade > "Bröselbart"?
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Da Grimms Gewährsleute
Hassenpflug und
Wild hugenottische Vorfahren hatten, müssten die Wurzeln von "König
Drosselbart" in Frankreich zu suchen sein.
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Da bietet sich an
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der Spitzname Barbatorta, frz.
gedeutet als 'struppiger
Bart'
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= frz. *barbe droussée 'grob
gekämmter Bart'
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